Der Weg ist das Ziel
Die Eingewöhnung (Berliner Modell)
Mir ist es sehr wichtig, dass die Eingewöhnung mit viel Zeit, Ruhe und Zusammenarbeit mit dem eingewöhnenden Elternteil gestaltet wird. Die Person, die das Kind eingewöhnt, wechselt sich auch nicht mit dem anderen Elternteil ab. Eine Eingewöhnung dauert erfahrungsgemäß zwischen zwei bis vier Wochen und sollte so geplant werden, dass der erste Trennungsversuch nicht auf einen Montag fällt. Das ist für mich der Grundstein für eine gute und schöne Zusammenarbeit in den kommenden Jahren.
Drei Tage Grundphase
Der eingewöhnende Elternteil kommt mit dem Kind drei Tage lang hintereinander immer um die möglichst gleiche Zeit zu mir. Nach ein bis zwei Stunden gehen sie wieder zusammen nach Hause. Die Aufgabe des Elternteils ist wie ein "sicherer Hafen" zu sein. Wenn die ungewohnte und neue Umgebung die Kleinen verunsichert, dann haben sie einen bekannten und sicheren Rückzugsort. Der Elternteil sollte sich jedoch in dieser Zeit passiv verhalten und nicht mit dem Kind spielen. So kann sich das Kind besser auf die neue Situation einlassen. Auch das Wickeln und Füttern ist am Anfang alleinige Aufgabe des Elternteils. Als Tagesvater kann ich dabei Handreichungen übernehmen und so versuchen vorsichtig Kontakt zu dem Kind aufzubauen.
Vierter Tag
Der Tag beginnt wie die vorangegangenen, jedoch verabschiedet sich der Elternteil und verlässt für eine kurze Zeit den Raum. Jetzt zeigt sich der weitere Verlauf der Eingewöhnung. Bleibt das Kind ruhig oder weint, lässt sich aber von mir trösten und beruhigen und spielt dann sogar weiter, dann können am fünften und sechsten Tag die Trennungszeiten langsam ausgedehnt werden. Reagiert das Kind unbeeindruckt auf die längeren Trennungsphasen und lässt sich von mir auch füttern und wickeln, dann ist das Schlimmste überstanden. Sollte das Kind sich jedoch nicht von mir beruhigen lassen, wenn der Elternteil das erste Mal den Raum verlässt, dauert die Eingewöhnung länger und wir gehen zurück zur Grundphase und versuchen den Trennungsversuch einige Tage später erneut.
Schlussphase und Alltag
Das Kind ist bei mir angekommen wenn es sich von mir füttern, wickeln und trösten lässt und mich als weitere Bezugsperson akzeptiert. Der Elternteil hält sich nicht mehr bei mir auf, ist aber dennoch jederzeit erreichbar für den Fall der Fälle. Generell sollte morgens die Verabschiedung liebevoll sein aber möglichst kurz gehalten werden.
Man kann einen Menschen nichts lehren,
sondern ihm helfen, es in sich zu entdecken.
Galileo Galilei (1564/1642)